01 Was ist der Gauß-Weber-Telegraf?

Erster elektromagnetischer Telegraph der Welt – Georg-August-Universität Göttingen (uni-goettingen.de)

Die Göttinger Gelehrten Carl Friedrich Gauß und Wilhelm Eduard Weber bauten den ersten elektromagnetischen Telegraphen der Welt, den sie im Mai des Jahres 1833 erfolgreich erprobten. Die Telegraphenleitung von mehr als einem Kilometer Länge führte über die Dächer und Türme der Stadt Göttingen vom damaligen »Physikalischen Kabinett« zur Göttinger Sternwarte. Sie verband damit die Arbeitsorte der beiden Gelehrten und erleichterte ihre Kommunikation im Rahmen der gemeinsamen Erforschung des Erdmagnetismus. Der Gauß-Weber-Telegraph diente als Vorbild für den zweiten elektromagnetischen Telegraphen, den Carl August von Steinheil 1837 in München baute, und der ebenfalls über eine große Distanz Nachrichten sendete und empfing. Mit ihrer Erfindung haben Gauß und Weber nicht nur alle für die Textübermittlung relevanten elektrotechnischen Probleme gelöst, sondern auch – als Vorläufer des Morse-Codes (1847) und des Telegraphencodes von Emile Baudot (1874) – den ersten 5-bit-Telegraphencode der Welt entwickelt: »Wissen vor Meinen, Sein vor Scheinen« lautete eine der ersten übertragenen Nachrichten, deren Übermittlung damals 270 Sekunden dauerte.

Der Gauß-Weber-Telegraf bestand aus Sender, Leitung und Empfänger. Beim Sender, der im Physikalischen Kabinett stand, wurde eine Spule durch einen Hebel auf einem langem Magnetstab auf und ab gezogen, wodurch kurze Stromstöße entstanden. Diese wurden über eine Drahtleitung zum Empfänger in der Neuen Sternwarte übertragen. Dort wurde der Strom durch eine weitere Spule geleitet, wodurch er einen waagerecht aufgehängten Magnetstab in geringe Bewegungen versetzte, die durch Spiegel und Fernrohr gut sichtbar gemacht wurden. Je nachdem, ob die Induktionsspule am Sender nun auf oder ab bewegt wurde, schlug der Magnetstab am Empfänger nach rechts oder links aus.

Um aus der Reihenfolge dieser Bewegungen eine Botschaft ver- und entschlüsseln zu können, vereinbarten Gauß und Weber einen binären Links-Rechts-Code, der Buchstaben und Zahlen als unterschiedliche Folgen von jeweils vier solcher links-rechts-Ausschläge festlegte.