01 Was ist die Homophone-Verschlüsselung?

Homophone (tu-freiberg.de)

Nachdem arabische Gelehrte entdeckt hatten, dass die einzelnen Buchstaben in den Klartexten natürlicher Sprachen mit ganz charakteristischen relativen Häufigkeiten auftreten, gelang es Abu-Yusuf Ya’qub ibn Ishaq al-Kindi (800 – 873), Kryptogramme, die mit einfachen monoalphabetischen Substitutionen verschlüsselt waren, zu entziffern.

Als diese kryptoanalytische Methode allgemein bekannt wurde, versuchte man daher Verschlüsselungen zu benutzen, bei denen diese relativen Häufigkeiten im Geheimtext verwischt wurden. Ein Mittel hierzu waren die Homophone (griechisch: homos = gleich, phone = Klang).
Hierunter versteht man verschiedene Zeichen im Geheimtextalphabet, die alle dasselbe Zeichen (denselben “Klang”) im Klartextalphabet darstellen. Da aber natürlich nach wie vor zur Eindeutigkeit der Entschlüsselung, jedem Geheimtextzeichen höchstens ein Klartextzeichen zugeordnet sein darf, muss dann zwangsläufig das Geheimtextalphabet umfangreicher sein als das Klartextalphabet.

Die früheste Verwendung von Homophonen ist von Simeone de Crema 1401 in Mantua überliefert.

Eine modernere Variante ordnet jedem Klartextbuchstaben A – Z des lateinischen Alphabetes eine oder mehrere zweiziffrige Zahlen von 00 bis 99 gemäß der Häufigkeitsverteilung zu.

Das folgende Beispiel für eine derartige Verschlüsselungstabelle mit Homophonen findet sich bei Singh, Geheime Botschaften, S. 74. Dabei sind die Häufigkeiten von Klartextbuchstaben in deutscher Sprache verwendet worden.