01 Was ist die Gronsfeld-Chiffre?

Gronsfeld (tu-freiberg.de)

Johann Franz Graf von Gronsfeld-Bronkhorst (1640 – 1719) schlug angeblich auf einer Reise von Mainz nach Frankfurt dem Schriftsteller und Jesuitenpater Caspar Schott (1608 – 1666) die heute nach ihm benannte polyalphabetische monographische Substitutionsverschlüsselung vor.
Schott berichtete hiervon 1665 in seiner Schola stenographia.

Hierbei handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Trithemius-Verschlüsselung, bei der aber nur die ersten zehn Zeilen der Tabula recta benutzt werden.

Diese werden von 0 bis 9 durchnummeriert und nun wird eine Dezimalzahl als Schlüssel gewählt, beispielsweise “1954”. Dann wird der erste Buchstabe des Klartextes nach der Zeile mit der Nummer “1”, also der ersten Ziffer dieser Zahl verschlüsselt, der zweite Buchstabe nach der Zeile mit der Nummer “9” usw. Der fünfte Buchstabe wird wieder nach der Zeile mit der Nummer “1” verschlüsselt, und so fort. In der ersten, mit 0 indizierten Zeile, steht also das Klartextalphabet.

Die Gronsfeld-Chiffre ist nur eine schwächere Variante des bereits 1586 von Vigenère vorgeschlagenen Verfahrens. Sie war also zum Zeitpunkt ihrer Erfindung bereits überholt, denn sie arbeitet nur mit 10 verschiedenen Geheimtextalphabeten, während bei der Vigenère-Verschlüsselung 26 Alphabete zum Einsatz kommen.